Narrenzunft Lindau ehrt viele Mitglieder bei Zunftsitzung
aus der Lindauer Zeitung vom 14.11.2011
Viele Menschen feierten am 11.11. den Beginn der fünften Jahreszeit. Nicht aber die Narrenzunft Lindau. Und das hat auch einen guten Grund. Denn mit der Fasnacht oder Fastnacht bezeichnet man die Zeit vor der Fastenzeit. Früher gab es zwei Fastenzeiten. Eine vor Ostern, die am Aschermittwoch beginnt, und eine vor Weihnachten. Die gibt es heute aber gar nicht mehr, was einer Fastnachtszeit vor Weihnachten den Sinn raubt.
Deshalb hat sich die Vereinigung der Schwäbisch Alemannischen Narrenzünfte (VSAN) 1993 entschlossen, den Fastnachtsbeginn nicht am 11.11. auszurufen, sondern nach den Weihnachtsfeiertagen am Dreikönigstag. Das berichtete Udo Falge, der Zunftmeister der Narrenzunft Lindau. Gleichwohl aber trafen sich die Narren.
Treue seit dem Kinderwagen
Und weil ein Jahr, in dem der 11.November gleich drei Elfen hat, in jedem Fall etwas Besonderes ist, ließen sich auch die Lindauer Narren etwas Besonderes einfallen. Sie bastelten Laternen – Äpfelchen und Birnen natürlich – und zogen damit als leuchtender Laternenzug vom Aeschacher Markt zur Zunftversammlung im Vereinsheim des Trachten- und Heimatvereins D´ bayerisch Bodenseer. Statt „Laterne, Laterne“, schallte aber mit „Hoppla-ho, Hoppla-ho – wär koin Narr zur rächte Zeit, wird im Läbe niemals gescheit.…“ der Narrenmarsch in den Sternenhimmel.
Bei der anschließenden Zunftversammlung ging es dann um ernsthafte Themen. Die Lebensmittelbelehrung zum Infektionsschutzgesetz stand an sowie die Belehrung zur Zunftordnung, in der die Narren auf die Regeln der Zunft eingeschworen wurden. Denn so närrisch sie in der Fasnacht auch sein dürfen, Disziplin, Zucht und Ordnung muss bei ihnen herrschen. Ein Glück, dass Zunftmeister Udo Falge ein Mikrophon hatte, denn die Moschtköpfe, Pflasterbutzen, Kornköffler, Binsengeister und selbst die Laufnarren hatten vor allem eines im Sinn: den geselligen Austausch.
Falge gab einen kurzen Ausblick auf die jetzt schon größtenteils bekannten Termine der kommenden Fasnachtssaison. Dann folgte mit Ehrungen ein wahrer warmer Ordenregen. Bemerkenswert, dass einige der geehrten Narren, kaum so alt aussahen, wie die Anzahl der Jahre, für die sie geehrt wurden. Das beweist, dass viele Narren der Narrenzunft Lindau seit dem Kinderwagen treu geblieben sind. An diesem Abend sprachen Udo Falge und sein Vize Jochen Dreher sehr stolz zwei ganz spezielle Ehrungen aus: Narrenvater Herbert Baldauf und Franz Dellinger wurden unter donnerndem und stehendem Applaus feierlich zu Ehrennarren ernannt und dürfen nun lebenslang den Fuchsschwanz tragen.
Gerührt nahmen die beiden Herren ihre Ehrungen entgegen und umarmten sich gegenseitig mit den Worten: „Franzl“ und „Herbertl“. Die beiden seien besondere Vorbilder für die Jugend, zeigen sie doch, wie schön die Narretei sei könne, wie erfüllend und wie lange sie dauern könne“, bedankte sich der Zunftmeister zufrieden und betonte außerdem: „Die Fasnacht boomt. Vor 25 Jahren gab es im Südwesten Deutschlands etwa 350 Zünfte. Heute sind es geschätzte 2000“.
Im Kreise ihrer jubelnden Mitnarren, die beiden frisch ernannten Ehrennarren. Von links: Vizezunftmeister Jochen Dreher, Gertrud und Franz Langenwalter (25 Jahre), Bettina Gabler (33 Jahre), Herbert Baldauf, Franz Dellinger, Zunftmeister Udo Falge und Hans Brombeis (33 Jahre).
Ich gratuliere ganz besonders und närrisch den beiden frisch ernannten Ehrennarren Herbert Baldauf und Franz Dellinger, sowie alle anderen geehrten recht herzlich. Peter Kerschl EZM von der NZ Dillingen und gebürtiger Lindauer.